Physiotherapie ist eine Disziplin der angewandten Therapiewissenschaften. Doch was ist Physiotherapie genau? Wir klären auf.
Die Physiotherapie beschäftigt sich mit der Funktion des Körpers, bezogen auf seine Muskeln, Gelenke, Bänder, Sehnen und Nerven sowie jegliche Formen der Bindegewebe-Strukturen. Im normalen Alltag kommt es immer wieder zu Einschränkungen in der Funktion, also in den Bewegungen.
Für die Beurteilung, Bewertung und Analyse der Funktionseinschränkungen oder auch der Funktionsstörung, benutzen wir Physiotherapeut*innen verschiedene Instrumente. Dazu zählt zum Beispiel der Befund, der uns durch verschiedene Testungen oder auch Assessments Auskunft gibt über die Einschränkungen der Bewegung. Dort unterscheidet man in motorisch konditionelle Fähigkeiten, wie Kraft und Ausdauer, und in motorisch koordinative Fähigkeiten wie etwa Beweglichkeit, Koordination und Schnelligkeit. Zusammengefasst wird dies als motorische Leistungsfähigkeit beschrieben. Kommt es hier zu einer Beeinträchtigung, kommt es zu einer Störung in der Funktion.
Clinical Reasoning Prozess
Für die Urteilsfindung im Rahmen der Untersuchung wird der sogenannte Clinical Reasoning Prozess durchgeführt. Hiermit sind die klinische Argumentation, Schlussfolgerung und Beweisführung gemeint. Der Prozess bezieht sich auf die medizinische Auseinandersetzung des Denk-, Handlungs- und Entscheidungsprozesses. Dieser findet mit den Patient*innen, Kolleg*innen oder auch allein statt. Das Ziel ist die Entwicklung einer therapeutischen Diagnose, die nach der ICF-Codierung formuliert wird. ICF steht für die International Classification of Functioning, Disability and Health.
ICF-Codierung
Im Gegensatz zur ICD-Codierung (International Statistical Classification of Diseases and related Health Problems), in der es um die Klassifikation von Krankheiten und verwandten Gesundheitsproblemen geht, geht es bei der ICF-Codierung um Funktion, Behinderung und Gesundheit. Die ICF-Codierung ermöglicht es, funktionelle Beschwerden in der Physiotherapie diagnostisch zu klassifizieren.
Desweiteren entsteht hier die Möglichkeit einer Abgrenzung gegenüber den Ärzt*innen und der Klassifizierung von Krankheit durch den ICD-Code. Die funktionelle Klassifizierung ist ein notwendiger Schritt zur Einleitung einer angemessenen physiotherapeutischen Intervention und Prognose über den Behandlungsverlauf als auch die Behandlungsplanung.
Quellen
– WHO (2005) International Classification of Functioning, Disability and Health (ICF): Deutsches Institut für medizinische Dokumentation und Informationen
– WHO (2019) International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems (ICD): Deutsches Institut für medizinische Dokumentation und Informationen
– Bös, Klaus; Brehm, Walter (2006): Handbuch Gesundheitssport
– Klemme, Beate; Siegmann, Gaby et al (2014): Clinical Reasoning – Therapeutische Denkprozesse lernen